Rationale Illusionen
Die Funktion des rationalen Verstandes basiert auf den Gesetzmäßigkeiten im Verhalten der Materie. Um nicht mit der Begrenztheit seiner Arbeitsweise konfrontiert zu werden, reduziert der Verstand die Realität auf Materie und ihre Gesetzmäßigkeiten und erschafft so die Illusion, dass alle Probleme rein rational lösbar seien.
Die Illusion wird durch unbewusste Tricksereien beim Aufbau des rationalen Realitätsmodells erzeugt. So werden notwendige Unterscheidungen nicht getroffen, falsche Zusammenhänge hergestellt und präzise Definitionen an kritischen Stellen vermieden. Hinzu kommt eine selektive Wahrnehmung, die nur durchlässt, was zur Illusion passt.
Die Illusion gibt dem Verstand ein Gefühl von Macht und Kontrolle, genau wie es bei echter Erkenntnis der Fall wäre. Sobald die Illusion ins Wanken kommt, wird der Verstand mit Gefühlen von Ohnmacht und Hilflosigkeit konfrontiert. Deshalb erscheint es aus rationaler Sicht so, als würde der Verstand echte Erkenntnis verteidigen, indem er die Illusion aufrechterhält. Um den Schwindel zu durchschauen, muss man klar sehen, dass die Probleme praktisch nicht gelöst werden. Eine stetig zunehmende Vielzahl an existenziellen Krisen macht das eigentlich offensichtlich. Der Verstand projiziert "die Schuld" dafür auf den Zufall und die Unwilligkeit des Menschen bei der Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse.
Die Aufrechterhaltung der Illusion hat eine Vielzahl von Komponenten:
- Die mit der Entdeckung der Naturgesetze erworbene Autorität der Wissenschaft wird suggestiv auf Zusammenhänge übertragen, die keineswegs in gleicher Weise gesicherte Erkenntnis sind wie die Naturgesetze.
- Die Forderung nach wissenschaftlichen Beweisen schließt die komplette inner-psychische Wahrnehmung von Erkenntnis aus. Dadurch entgehen der Wissenschaft die Entstehung des Verhaltens im Inneren der Psyche (das inner-psychische Potential) und die Zusammenhänge zwischen inner-psychischen Prozessen und materiellen Wirkungen (Evolution).
- Die Abwertung von Aussagen durch das kleine aber äußerst wirksame Wörtchen "unwissenschaftlich" triggert bei den Adressaten Minderwertigkeitskomplexe und würgt so sachliche Auseinandersetzungen durch emotionale Abwertung ab.
- In Bereichen wie der Evolutionstheorie, die nicht durch Beweise klar belegt sind, sichern die "Experten" durch ein ausgeklügeltes System gegenseitiger Kontrolle, dass niemand rationale Konzepte verwendet, die die Illusion ins Wanken bringen.
Kern der rationalen Illusion ist die Evolutionstheorie von Charles Darwin, die erklären soll, wie das Leben aus ausschließlich lebloser Materie entstehen konnte. (Siehe vorangegangene Kapitel) Im Folgenden geht es um eine Auswahl von weiteren rationalen Tricksereien, die in ihrer Gesamtheit die Illusion bilden.
- Zufall bedeutet Unwissen und Unkontrollierbarkeit. Aus menschlicher Sicht ist nicht unterscheidbar, ob ein Ereignis wirklich zufällig entsteht oder ob nur die Bedingungen seiner Entstehung nicht bekannt sind. Indem der Verstand den Zufall zur Tatsache macht, blendet er die gesamte nicht-materielle Realität und eine ganze Welt an lebensnotwendigen Zusammenhängen einfach aus.
- Der Zufall ist ein dankbarer "Schuldiger", wenn es darum geht, die Defizite rationaler Lösungen auf etwas anderes als den Verstand zu projizieren. Wenn aber der Zufall als Sündenbock gerade nicht zur Verfügung steht, dann ist es die "Unfähigkeit des Menschen bei der Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse". Tatsächlich ist das Problem aber die Unvollständigkeit des wissenschaftlichen Weltbildes, welches die Entstehung des Verhaltens im Inneren der Psyche gar nicht umfasst, sondern vollkommen selbstverständlich den Anspruch einer vollständig rationalen Verhaltenssteuerung voraussetzt.
- "Ratio" als Wort-Ursprung von "Rationalität" wird mit "Vernunft" übersetzt. Tatsächlich bedeutet es "teilen" und weist auf die Arbeitsweise des Verstandes hin, die eigentlich ziemlich primitiv ist: Elemente in der Wahrnehmung unterscheiden und dann Zusammenhänge zwischen ihnen herstellen, um so ein Modell der Realität zu erstellen. Die Bezeichnung "Vernunft" hat der Verstand sich selbst gegeben als Abgrenzung zur ursprünglichen Quelle des Verhaltens aller Lebewesen, die der Verstand für unvernünftig hält, weil er deren Sinn und Funktion nicht versteht. Insofern steht der Begriff der "Vernunft" für "die Mutter aller rationalen Irrtümer". Die Abkopplung des menschlichen Verhaltens von seiner ursprünglichen Quelle durch den Verstand ist die Wurzel aller menschlichen Probleme. Die Religion bezeichnet das als den Sündenfall.
- Der Begriff "Naturgesetze" suggeriert, dass diese Gesetzmäßigkeiten die Grundlage der "Natur" seien, so wie das ja auch die Evolutionstheorie glauben macht. Das sind sie aber nicht. Sie beschreiben lediglich das elementare Verhalten lebloser Materie. Die "Natur" hingegen wird vor allem mit "dem Leben" assoziiert und hat eine ganz andere Grundlage, die auf rationaler Ebene bisher nicht verstanden wurde. Zu diesem Teil der Illusion gehört auch, dass der Verstand die exakte Definition des Begriffs der "Naturgesetze" möglichst vermeidet.
- Die Vermischung von Gesetzmäßigkeit und Absicht in der Evolutionstheorie verbirgt die wesentliche Eigenschaft des Lebens und ermöglicht so die Illusion, das Leben sei aus ausschließlich lebloser Materie und ihren Gesetzmäßigkeiten entstanden. (Siehe Kapitel Leben)
- Das Konzept vom Unterbewusstsein wird benutzt, um unerklärliche Leistungen der Psyche auf die Wahrnehmung über die 5 Sinne zurückzuführen: "Das Unterbewusstsein hat sich das irgendwie aus der Sinneswahrnehmung hergeleitet." Dabei geht es im Kern um die Frage, ob die Psyche über relevante Informationen verfügt, die nicht auf die Wahrnehmung der 5 Sinne zurückgehen. Und natürlich tut sie das! Das Innere der Psyche ist der Zugang zu einer ganzen Welt von Informationen, die nicht aus der Sinneswahrnehmung kommen. Es ist der Zugang zum nicht-materiellen Teil der Realität. Zwar gibt es in der Psyche zahlreiche unbewusste bzw. unterbewusste Vorgänge. Das bezweifelt niemand. Aber ihre Existenz wird als eine Art "Zauber-Box" für falsche und irreführende Erklärungen missbraucht.
- Das gesetzmäßige Verhalten super-komplexer Systeme wie dem menschlichen Körper ist mit dem derzeitigen Wissen der Menschheit nicht erklärbar. Es dürfte aus Sicht der Wahrscheinlichkeitstheorie eigentlich nicht existieren. Und dennoch ist es da. Das weist auf einen Teil der Realität hin, der vom wissenschaftlichen Weltbild bisher nicht erfasst wird. (Siehe Kapitel Verstand)
- "Genetische Ursachen" - die Nutzen-Illusion hinter der Evolutionstheorie: "Die genetischen Veränderungen hinter der Evolution entstehen zufällig und der Mensch wird eines Tages mit genetischen Reparaturen den Zufall korrigieren." Praktisch wird das aber niemals funktionieren, was genetische Experimente wie das Mückenexperiment in Brasilien bereits klar belegen. Jede genetische Manipulation wird von den realen Zusammenhängen wieder "überschrieben". Tatsächlich macht die Evolutionstheorie den Menschen zur Geisel genetischer Zufallsereignisse, weil sie den Zusammenhang zwischen Verhalten und Evolution verleugnet und dem Menschen so den Einfluss auf seine körperliche Entwicklung nimmt.
- Die Begriffe Kausalität und Gesetzmäßigkeit werden nicht klar voneinander abgegrenzt. Das kann als eine Art Sinnbild für die rationale Illusion verstanden werden, denn der rationale Verstand bildet sich irrtümlicherweise ein, dass jede von ihm erkannte Gesetzmäßigkeit einen Eingriffspunkt in das Gesamtgefüge des Universums darstellt.
Eine Kausalität beschreibt die verändernde Wirkung, die ein Energie-Element auf ein anderes ausübt:
Sie verbindet eine Ursache mit einer Wirkung. Die Ursache ist die Kraftwirkung, die das eine Element ausübt und die Wirkung ist die Veränderung, die dadurch bei einem anderen Element bewirkt wird.
Eine Gesetzmäßigkeit ist etwas, das unter bestimmten Bedingungen immer gleich ist. Sie verbindet eine Bedingung mit einer Konsequenz:
Gesetzmäßigkeit: Bedingung ⇒ Konsequenz
Eine Gesetzmäßigkeit wird zu einer Kausalität, wenn der Verstand die Bedingung erfüllt, um die Konsequenz herbeizuführen. Das Erfüllen der Bedingung ist dann die Ursache, welche zu der Konsequenz als Wirkung führt. Entsprechend betrachtet der Verstand jede Gesetzmäßigkeit als eine für ihn nutzbare Kausalität. Das funktioniert perfekt bei Naturgesetzen, weil diese das elementare Verhalten der Materie beschreiben und damit singulär betrachtet werden können. Bei allen anderen Gesetzmäßigkeiten ist die Situation aber eine vollkommen andere: Sie sind Teil eines Gesamtsystems, von dem die Weltsicht des Verstandes nur den materiellen, sichtbaren Teil abdeckt. In einem System gibt es eine Vielzahl von Kausalitäten, die zusammenspielen. Wenn ein System aus dem Gleichgewicht geraten ist, gibt es in der Regel unter all den vielen Kausalitäten, genau eine ganz bestimmte, bei welcher der Fehler liegt. Wenn bei einem Wecker die Feder defekt ist, bringt es nichts an den Zeigern herumzubasteln. Entsprechend greift der Verstand vielfach an der falschen Stelle ins Gesamtsystem ein. Die Wissenschaft bildet sich immer wieder ein, "genetische Ursachen" gefunden zu haben und meint damit, genetische Korrekturen könnten das Problem lösen. Wenn das Verhalten aber die Evolution bestimmt, lässt sich der Körper nicht durch genetische Reparaturen zurück ins Gleichgewicht bringen, sondern nur durch entsprechende Verhaltensänderungen.
Es gibt sowohl Kausalitäten, die nicht gesetzmäßig sind als auch Gesetzmäßigkeiten, die keine potenziellen Kausalitäten für manipulierende Eingriffe durch den Verstand sind. - Der rationale Verstand trennt nicht zwischen seiner Weltsicht und der Realität. Weil die Naturgesetze durch Mathematik so exakt beschrieben werden können, meint er, seine rationalen Konstrukte seien mit der Realität identisch. Aber die Naturgesetze sind ein außerordentlicher Spezialfall. Ansonsten kann sich Rationalität der Realität immer nur annähern. So wird in der Wissenschaft auch unbewiesenen Theorien wie der Evolutionstheorie eine absolute Richtigkeit zugestanden, die sie sowieso niemals haben können. (Wäre das nicht so, würde die Wissenschaft verschiedene Evolutionstheorien erlauben - was sie aber nicht tut.) Rationale Konstrukte sind niemals als solches richtig (mit Ausnahme der Mathematik). Sie rechtfertigen sich ausschließlich über praktischen Nutzen und Wirkung.
- Sokrates: Ich weiß, dass ich nicht(s) weiß: Das berühmte Zitat von Sokrates wird mit seiner falschen Übersetzung (nichts statt nicht) als so eine Art scheinheilige falsche Bescheidenheit weiser Menschen interpretiert. Understatement als irrtümliches Indiz von Weisheit. Tatsächlich bedeutet es etwas vollkommen anderes: Es beschreibt mit einem Minimum an Worten den mächtigsten psychischen Mechanismus, der gleichzeitig der Schlüssel ist, um aus dem rationalen Gefängnis auszubrechen: Die emotionale Konfrontation mit der eigenen Unwissenheit aktiviert in der Psyche die vom Verstand verdrängten Teile und stellt damit den Zugang zu einem Erkenntnismechanismus her, dessen Möglichkeiten über die reiner Rationalität und der Wissenschaft weit hinausgehen. Die emotionale Konfrontation mit einem zunächst unlösbar erscheinenden Problem ist der Schlüssel zur Lösung. Der Verstand kommt an diesen Punkt nie, weil er mit seinen Scheinlösungen immer schon vorher in Aktionismus und Illusionen enteilt ist.